von Jana Schneider – alle Bilder von https://www.schachbund.de/fotogalerien2021/mitropa-cup.html
Nach der Kader Challenge fand vom 03. Bis 12. Mai das zweite große Schachturnier in Deutschland statt: Der Mitropa-Cup, der in diesem Jahr hybrid ausgetragen werden sollte. Mitropa steht für Mitteleuropa. Traditionell spielen bei diesem Turnier 10 feste Länder gegeneinander in einem Frauen- und einem offenen Turnier. Aufgrund von Beschränkungen durch Corona musste der Mitropa-Cup schon letztes Jahr ausfallen. 2021 hat das Gastgeberland, die Schweiz, eine Hybrid-Form des Turniers organisiert.
Was heißt Hybrid?
Statt einem gibt es 10 Spielorte. Jede Nation spielt mit all ihren Spielern in einer Stadt. In Deutschland haben sich die beiden Mannschaften in Magdeburg versammelt. Dort wurden in einem Raum die Runden am Laptop gespielt über die Online-Plattform tornelo. Organisiert wurde das deutsche Event von Kevin Högy. Es war die Pflicht jeder Nation, Schiedsrichter zu organisieren, die während der Runden anwesend sind. Für Deutschland waren das Claudia Münstermann und Jens Wolter. So sollte Cheating vorgebeugt werden. Neben Laptop hatten fast alle SpielerInnen auch ein Schachbrett auf dem Tisch stehen während der Runde, um nicht nur am Bildschirm, sondern auch am Brett nachdenken zu können.
Die deutschen Teams:
Brett | Name | ELO | Punkte |
1 | GM Daniel Fridman | 2601 | 2/4 |
2 | GM Michael Prusikin | 2547 | 3,5/7 |
3 | IM Ashot Parvanjan | 2436 | 4/8 |
4 | FM Ruben Gideon Köllner | 2412 | 3,5/9 |
5 | FM Alexander Krastev | 2367 | 4/8 |
Brett | Name | ELO | Punkte |
1 | FM Jana Schneider | 2272 | 5/7 |
2 | WGM Hanna Marie Klek | 2302 | 3/8 |
3 | WIM Annmarie Mütsch | 2266 | 5/7 |
4 | WGM Melanie Lubbe | 2274 | 5,5/8 |
5 | WIM Fiona Sieber | 2275 | 4,5/6 |
Unser bayerischer Kadertrainer Michael Prusikin (BCA Augsburg) agierte als Spieler und als Kapitän des Männerteams. Daniel Fridman war Kapitän des Frauenteams.
Zu den Ergebnissen:
Frauen
Die Frauenmannschaft war aufgrund ihrer Wertungszahlen auf Startlistenrang 2 gesetzt. In den ersten drei Runden konnten wir uns mit 3-1 gegen die Schweiz, 2,5-1,5 gegen Österreich und 3-1 gegen Kroatien durchsetzen. Erst in Runde 4 folgte der erste Dämpfer mit einer 1,5-2,5 Niederlage gegen Ungarn. Nach einem 3:1 Sieg gegen Slowenien und einem souveränen 4-0 gegen Slowakei waren wir schon wieder nahe an der Tabellenspitze. Im Spitzenkampf unterlagen wir dann aber Italien mit 1,5-2,5. Ein anschließendes 2-2 gegen Tschechien und ein 2,5-1,5 gegen Frankreich reichte immerhin für Platz 3. Mit diesem Podiumsplatz sind wir nicht unzufrieden. Um mehr zu erreichen, hätten wir einen Punkt mehr gegen Italien gebraucht. An dem Tag fehlte uns leider das nötige Glück.
Männer
Die Männermannschaft war ursprünglich auf Startlistenrang 7 gesetzt. In der ersten Runde konnten sie die Schweiz mit 3-1 schlagen, unterlagen dann aber deutlich gegen Österreich mit 0,5-3,5. Diese Niederlage ließen sie sich in den nächsten Runden aber nicht anmerken und siegten gegen Kroatien und Ungarn mit 3-1. Nach einem 2-2 gegen Slowenien verloren sie aber gegen die Slowakei und auch gegen Italien unglücklich mit 1-3. Wie die Frauen erreichten sie ein 2-2 gegen Tschechien, verloren dann aber den letzten Kampf noch gegen Frankreich. Vor allem in der zweiten Turnierhälfte sind viele Partien unglücklich und unnötig verloren gegangen. Insgesamt ist der sechste Platz am Ende aber kein schlechtes Ergebnis.
Hanna Marie Klek (SC Erlangen) und Jana Schneider (SC Bavaria Regensburg) am Brett
Turnier Atmosphäre
Das Turnier lief recht reibungslos ab und ohne größere technische Probleme. Entgegen anfänglicher Befürchtungen hat sich das Hybrid-Format fast wie normales Schach am Brett angefühlt. Nur die Gegner gegenüber haben gefehlt. Auch die gesamte Atmosphäre war sehr angenehm. Wir Frauen haben jeden Abend mit unserem Teamkapitän und Trainer Daniel Fridman ein Mannschaftstreffen gemacht und über Partien, Vorbereitung und anderes gesprochen. Während der Partien konnte man sich auch die Stellungen der anderen SpielerInnen ansehen.
Kommentiert wurden alle Runden von GM Klaus Bischoff auf Twitch twitch.tv/deutschlandschachtv
Persönlicher Eindruck
Mir hat das Turnier große Freude bereitet, nicht nur weil ich ein extrem gutes Ergebnis erzielt habe. Sondern auch weil ich das Gefühl hatte, wieder ein Turnier am Brett spielen zu können gegen starke internationale Gegnerinnen. Ich würde auf jeden Fall wieder ein Hybrid Turnier mitspielen. Es ist zwar kein Ersatz für „on the board“ Schach, aber eine gute Annäherung.
Partie
Zuletzt habe ich noch eine meiner Gewinnpartien für euch kommentiert, meine erste Runde gegen die Schweizerin Ghazal Hakimifard: