Länderkampf: Interview mit der deutschen Blitzmeisterin

Die deutsche Meisterin fördert und fordert

Die frischgebackene deutsche Blitzmeisterin hält Hof in Bayreuth: Tatjana Melamed hat erst vor wenigen Wochen beim Schachgipfel in Magdeburg bekannte Namen wie Pähtz, Mütsch und Schulze hinter sich gelassen. Beim U12-Länderkampf betreut sie als Landestrainerin die Mannschaft von Sachsen-Anhalt.

„Es war ja so überraschend“, sagt sie über ihren großen Erfolg. Dabei habe sie zuerst gar nicht geplant, in Magdeburg anzutreten – nur über einen Freiplatz sei sie ins Turnier gekommen. Überrascht war sie vor allem über ihre Kondition und Konzentration auf einer Distanz von 24 Runden. Vor der letzten Runde lag Melamed gleichauf mit Deutschlands Nummer eins, Elisabeth Pähtz. Tatjana Melamed siegte, Pähtz gab einen halben Punkt ab – damit war die Überraschung perfekt. „Ich wollte nur spielen, vielleicht ist das einfach das Beste“, meint die Meisterin.

Zum Spielen kommt sie sonst tatsächlich wenig – seit 2007 ist sie Landestrainerin in Sachsen-Anhalt. Darauf liegt auch in Bayreuth ihr Fokus: „Das sind Kinder, die wir fördern wollen.“ Alle im Landeskader, alle mit mehr oder weniger Turniererfahrung. Dass sie als Mannschaft antreten können, sei immer etwas Besonderes, sagt die Trainerin – und freut sich, dass die BSJ den Länderkampf so gut organisiert habe. Wertvoll sei es, alles unter einem Dach zu haben: das Turnier, Übernachtung und Freizeitmöglichkeiten.

Am Montagabend – nach dem spielfreien Nachmittag – stehen noch intensive Vorbereitung an. Denn am Dienstagmorgen warten die Sachsen-Mädchen. Die Spieler aus Sachsen-Anhalt geben ohnehin ihre Partien selbst ein und kommentieren sie gleich, um Fehler zu erkennen. Sie schauen sich aber auch an, wie die nächsten Gegner spielen, analysieren mit ihrer Trainerin Stärken und Schwächen. „Man muss einen normalen Plan finden.“

Einen guten Plan sollte man vor allem auch für die Eröffnung haben. Das ist wohl der größte Unterschied zu ihrer Anfangszeit als Landestrainerin: „Früher hieß es nur, man braucht ein starkes Zentrum. Heute muss man viel mehr Stunden investieren, Meisterpartien nachspielen, Theorie beherrschen, die ersten 10 bis 15 Züge.“ Der eigene Laptop mit ChessBase gehöre zum Standard, vieles sei Heimarbeit.

Abseits des Denksports, der für sie Beruf und Berufung ist, gehen Melameds Gedanken immer wieder in ihre Heimat, die Ukraine. Sehr viele Bekannte habe sie dort, „die sehr leiden“. Es gebe leider keine schnelle Lösung für den Krieg, es sei kein Ende in Sicht. Kann sie sich da überhaupt auf Schach konzentrieren? „Am Anfang war es ganz schlimm, jetzt sage ich mir: Das Leben geht weiter.“

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