Jedes Jahr Anfang März steht der wichtigste Termin für die Organisation des Jugendschachs in Deutschland an. Auf der Jugendversammlung stellen die Landesverbände zusammen mit dem Vorstand der DSJ die Weichen für das laufende Jahr.
Bayern ist dieses Jahr durch Stefan Scholz (Vorsitzender), Ulrike Pfadenhauer (Kassiererin), Johannes Pfadenhauer (Lehrwart), Vitalia Khamenya und Robert Vuckovic vertreten worden. Beide Jugendsprecher in spe haben dabei einen guten Einblick über die Organisationsstrukturen gewinnen können, die die Grundlage für unsere Ehrenamtsarbeit schafft.
Den Anfang machten am Samstagvormittag die Jugendsprecher, die sich zum gegenseitigen Kennenlernen trafen. Gleich im Anschluss begann die Bundesjugendversammlung. Nach der Abhandlung der üblichen Formalien drängten Bayern und Hessen nachdrücklich im Rahmen des Kassenprüfberichtes darauf, die wiederholt seit Jahren verspätete Einzahlung der Barkasse der Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften endlich in den Griff zu bekommen. Malte Ibs erklärte die Barkasse zur Chefsache für die kommende Meisterschaft.
Die wichtigsten Punkte für die DEM sind:
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die Preise erhöhen sich pro Zimmer um 1,50€,
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das beliebte Lagunenbad bleibt dieses Jahr aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen,
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das Kindeswohl steht weiterhin im Vordergrund → Ehrenerklärung für Betreuer
Der große Themenschwerpunkt des Wochenendes: Die DSJ als e. V.
233 Monate ist es her, als die Bayerische Schachjugend als erste und bisher einzige Landesschachjugend in Unteremmendorf ein eigenständiger e. V. geworden ist. Gleiches könnte der Deutschen Schachjugend am 9. Mai in Magdeburg bevorstehen. Damaliger Initiator der BSJ-Gründung und in den letzten beiden Jahrzehnten treibende Kraft des Ausgründungsprozesses der DSJ ist der heutige Vizepräsident des BSB, Ingo Thorn. Ihm wird es zu verdanken sein, wenn unter den langjährigen Diskussionen über Haftungs- und Personalfragen zwischen DSB und DSJ ein Schlussstrich gezogen werden kann und die gemeinsame S(ch)acharbeit wieder im Fokus steht.
Fast den gesamten Nachmittag wurde das von Rainer Niermann und Jacob Roggen ausgearbeitete Konzept zu Satzung, Finanzierung und DSB-DSJ Verhältnis präsentiert und erörtert. Letztendlich muss genau dieses die Landesverbände davon überzeugen, einer Ausgründung zuzustimmen. Das Konzept ist sehr stark an der BSJ orientiert, detaillierte Infos sollen demnächst öffentlich zur Verfügung gestellt werden.
Hanna Marie Klek geehrt
Zum Abschluss des offiziellen Teiles am Samstag wurde Hanna Marie Klek die bronzene Ehrennadel der Bayerischen Schachjugend verliehen und auch von der DSJ geehrt. Über fünf Jahre hat sie sich auf mittelfränkischer-, bayerischer- und deutscher Ebene erfolgreich für die Belange der Mädels eingesetzt. Nicht nur organisierte sie viele Meisterschaften und Events, sondern sie ist auch als Nationalspielerin ein besonderes Vorbild für Kinder und Jugendliche. Erwähnenswert ist auch, dass sie sehr viele Schachmädels persönlich kennt. Bayern sagt herzlichen Dank für dein außerordentliches Engagement!
Abgerundet wurde der Samstagabend mit einer Stadtführung in Freiburg und einem gemeinsamen Abendessen.
Der Sonntagmorgen begann mit einigen Ergänzungen zum Vortag. Zwar hat Hanna Marie ihre Mädchenschachposten abgegeben, dafür macht sie jetzt als U8-Beauftragte weiter und stellte das Scoutingsystem vor. Junge Talente sollen durch eigene Sichtungslehrgänge, Scoutingdatenbanken und Fördermaßnahmen durch eigene DSB-Scouts gefördert werden.
Die Wahlen verliefen ohne Überraschungen, alle Kandidaten wurden entweder bestätigt oder neu gewählt. Wir freuen uns, dass mit Simon Hugger (Sendling) ein neuer Bundesjugendsprecher aus Bayern kommt. Herzlichen Glückwunsch!
Einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres sollte die internationale DLM im Oktober werden. Der Vorstand hat eine hohe Arbeitsbelastung für die Ausgründung der DSJ als e. V. und erwartet sie auch danach, sodass er die internationale DLM auf 2021 verschieben möchte. Stattdessen soll die DLM dieses Jahr in gewohnter Form durchgeführt werden. Die Versammlung stimmt diesem Vorgehen zu.
Deutsche U8-Meisterschaft
Seit mindestens 20 Jahren ist die Einführung einer Deutschen U8-Meisterschaft umstritten. Alle paar Jahre werden Anträge dazu gestellt, von denen bisher keiner eine Mehrheit gefunden hat. In den letzten beiden Jahren hat sich aber einiges bewegt: Gab es bisher nur wenige, aber renommierte U8-Turniere in Sebnitz (Sachsen) oder Heusenstamm (Hessen), so wurden in mehreren Landesverbänden Förderprogramme und Meisterschaften eingeführt. Die erste offizielle bayerische U8-Meisterschaft gewann im September 2019 Constantin Stichter vom SC Grassau.
Mit dem Berliner Antrag wurde die Diskussion einer nationalen Meisterschaft ab dem Jahr 2022 wieder auf die Tagesordnung gesetzt, und es zeichnete sich schon im Vorhinein ab, dass es eine enge Abstimmung werden wird. Gegner, darunter der DSJ-Vorstand, argumentieren zum einen, der Druck durch übereifrige Eltern sei für das Kindeswohl schädlich. Zum zweiten sei die Aussagekraft eines Turnierergebnisses über Eignung für die EM/WM nicht gegeben. Deshalb sei das oben angeführte Scoutingsystem für die Auswahl der EM/WM Teilnehmer geeigneter. Befürworter hingegen wollen einerseits als Fortfolge der Landesmeisterschaften ein klares und transparentes Qualifikationsverfahren ohne Bevorzugung durch Trainer oder über die DWZ-Rangliste. Andererseits sollen sich die Vorteile des Scoutingsystem und einer kinderfreundlichen DEM, ähnlich dem Kikaturnier, gegenseitig ergänzen. Dieser Argumentation folgte erstmals die knappe Mehrheit der Bundesjugendversammlung, die genauen Details soll nun der Arbeitskreis Spielbetrieb ausarbeiten.
Weitere Anträge, die Schulschachmeisterschaft mit Inkrement, die Ersetzung des U10-Freiplatzes als Fairplaypreis auf der DJEM durch eine geeignetere Aktion und die Einführung zweier DVMs (U12w & U16w) statt einer (U14w) wurden angenommen. Eine Obergrenze für Kosten bei der Bundesjugendversammlung wurde abgelehnt.
Den Abschluss der Versammlung stellt die Präsentation der Projekte des Jubiläumsjahres dar: Ein Jugendkongress in Köln mit 100 Jugendlichen, die Tour de Schach durch ganz Deutschland und die Aktion 50 Jahre – 50 Orte sind in Planung.