Bericht von Lars Goldbeck
Ende September, Es war wieder so weit. Das heißt DLM-Zeit! Nachdem wir letztes Jahr den Titel geholt hatten, wollten wir natürlich direkt die Titelverteidigung im Angriff nehmen.
Unser Team bestand aus Julia Schwarzfischer (U12w), Siri Marleen Prinzen (U16w), WGM Jana Schneider (U20w), Constantin Paul Stichter (U12), Marco Limmer (U12), Elias Wunderlich (U14), Artem Lutsko (U16), FM Tobias Kolb (U18), FM Benedikt Huber (U20). Betreut wurde das Team von FM Christian Schramm und FM Lars Goldbeck.
Aus der letztjährigen Mannschaft waren Jana und Tobi dieses Jahr auch wieder dabei. Gesetzt waren wir an 1.
Die Anfahrt lief schonmal typisch DB. Wir durften uns über zusätzliche Stopps und Stadtrundfahrten freuen. Die Weinberge am Rhein z.B. sind echt immer einen 15-minütigen Aufenthalt wert und auch Neu-Ulm ist schön, da man nochmal Bayern genießen kann, bevor es dann über die Grenze geht.
Als wir dann angekommen waren, gab es zum Abendessen das erste Mal etwas auf Grünkernbasis. Fortsetzung folgt…
Am Samstag Vormittag ging es dann gegen Sachsen. Als erster beendete Artem seine Partie mit einem soliden Remis mit Schwarz. Kurz danach erzielte Benedikt den ersten vollen Punkt, indem er die ungenaue Eröffnung seines Gegners bestrafte und den König in der Mitte Matt setzte. Nachdem der schwarze Bauer von f7 verschwunden war, fühlte sich der schwarze König auf einmal sehr alleine. Den nächsten vollen Punkt steuerte Jana bei. Ihr Gegner hatte den Schönheitspreis vor Augen, aber verwirrte sich damit vermutlich nur selbst, denn Jana fand sich besser in den Komplikationen zurecht und konnte ihren c-Bauer entscheidend zur Geltung bringen. Elias erwischte leider nicht den besten Tag, übersah eine Taktik und konnte die Partie danach leider nicht mehr retten. Siri spielte die eigentlich als langweilig verschriene London-Eröffnung, aber fing dann an ihre Bauern am Königsflügel vorzuschieben und einen gefährlichen Angriff zu kreieren. Zu viel für ihre Gegnerin. 3,5-1,5. An den letzten drei Brettern wurde gekämpft bis zum bitteren Ende. Julia und Marco versuchten alles und erst die blanken Könige beendeten die Partie. Tobi konnte im Mittelspiel eine Qualität für einen Bauern gewinnen. Im Endspiel versuchte er alles, um seinen Turm zur Geltung zu bringen und konnte nach über 5h dann auch den vollen Punkt einfahren zum 5,5-2,5 Endstand.
Ein kurzer Grünkernsnack und schon ging es weiter gegen Rheinland-Pfalz.
Diesmal legte Artem schnell vor. Sein Gegner fiel zu spät auf, dass das Vorschieben von Bauern vorm König große Löcher hinterlässt. Nicht nachmachen! Constantin legte kurz später mit einer sehr schönen positionellen Vorstellung vor. Weiß hatte die ganze Zeit die Augen auf den Königsflügel, aber in Wahrheit spielte die Musik am Damenflügel und Constantin brach auf souveräne Weise durch. Siri konnte sich mit Weiß keine Stellungsvorteile erarbeiten, so dass die
Partie Remis ausging. Die anderen Partien gingen alle in die Verlängerung. Tobi und Benedikt gewannen beide durch bessere Mittelspielbehandlung Material und verwerteten dieses ohne Probleme. Janas Angriff lief leider ins Leere und der Angriff am Damenflügel von Schwarz erwies sich als stärker. Als letztes hielt Elias, durch starke Verteidigung, seine Partie zum 5-3 Endstand.
Nun hieß es Kräfte sammeln, auf die nächste Doppelrunde einstellen und vorbereiten: Kartenspiele, YouTube Videos und Lichess Partien waren angesagt.
Am Sonntag ging es gegen die Nordlichter aus Schleswig-Holstein. Nachdem wir den letzten Online-Vergleich verloren hatten, wollten wir natürlich unsere Revanche. Diesmal war es Tobi der seinen Gegner schnell unter Druck setzte und früh die Weichen auf Sieg stellte. Alle seine Figuren strömten zum Königsflügel und Schwarz brach wie ein Kartenhaus zusammen. Als nächstes war Benedikt fertig, der seiner Gegnerin aufzeigte, wie riskant es ist Bauern vor dem König vorzuschieben. Ein Versuch ihre Probleme taktisch zu lösen, gab Benedikt die Möglichkeit die Partie stilvoll zu beenden. Marco verwechselte was in der Eröffnung, kämpfte sich zurück, aber übersah dann leider eine Taktik. Julia und ihre Gegnerin tauschten sehr viel und fanden eine friedliche Lösung. Artems Gegner ließ ihm keine Chance mit Schwarz Gewinnchancen zu kreieren, sodass er sich mit Remis zufrieden geben musste. Die restlichen Partien hatten mal wieder Überlänge, ich hoffe wir müssen nix nachzahlen. Direkt nach Erreichen der
Zeitkontrolle fiel Siris Gegnerin auf, dass Siris Freibauer nicht mehr zu stoppen war. 4-2! Jana steuerte bald drauf mit zäher Verteidigung den nächsten entscheidenden halben Punkt bei. Da waren die nächsten 2 MP (Mannschaftspunkte)! Abschließend fand Constantin noch ein paar tolle Ressourcen, um ein schwieriges Endspiel zu halten zum Endstand von 5-3.
Zum Mittag gab es dann eine kleine Überraschung: Grünkernbolognese!
Nach dieser Stärkung kam es dann zum Duell mit dem anderen Team, das auch noch keine
Mannschaftspunkte abgegeben hatte: NRW. Hier war das Glück leider nicht auf unserer Seite. Es sah lange Zeit ganz gut für uns und hätte auch ein hoher Sieg werden können, aber irgendwie kippten dann einige Partien und wir verloren leider mit 3,5-4,5. Immerhin konnte Benedikt mit sehr schöner Turmendspiel-Behandlung seinen vierten Punkt einfahren und seine individuelle weiße Weste behalten!
Wir versuchten die Runde abzuhaken und am nächsten Tag wieder anzugreifen.
Als nächstes ging es gegen Niedersachsen. Diesmal war Artem als erstes fertig. Sein Gegner spielte eine relativ solide Variante und Artem konnte mit ein paar genauen Zügen den leichten weißen Druck neutralisieren und friedlich in den Remishafen einsegeln. Als nächstes beendete Jana ihre Partie. Jana kannte in der Partie nur ein Ziel: den gegnerischen König. Das Gegenspiel ihres Gegners am Damenflügel störte sie nicht, da die weiße Dame dort im Abseits stand. Der weiße Monarch wurde ohne weibliche Unterstützung erlegt. Als nächstes war es an Benedikt den König seines Gegners in der Mitte festzuhalten. Schwarz verteidigte sich zäh, aber konnte die Aufgabe auch nur noch herauszögern. 5 aus 5!!! Kurz danach beendete dann auch Tobi seine Partie. Sein Läufer hatte sich etwas im gegnerischen Lager verlaufen, so dass er sich entschied in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel abzuwickeln und das mit Bravour zu halten. Elias rochierte lang – leider etwas zu motiviert – und sein König geriet zu sehr unter Druck, sodass er leider die Segeln streichen musste. Julia verwechselte was in der Eröffnung und hatte schnell zwei Bauern
weniger. Auch ihr toller Kampfgeist konnte die Partie dann nicht mehr rumreißen. Beim Stand
von 3-3 befand sich Constantin in einer großen Zeitnotschlacht. Da Siri sehr gut stand, entschied er sich Remis zu bieten, was seine Gegnerin annahm. So lag es an Siri den Mannschaftssieg zu sichern. Sie spielte ein fantastisches Endspiel und zeigte, dass nicht alle Turmendspiele Remis sind und sicherte sich so den vollen Punkt für sich und das Team. 4,5-3,5 gewonnen! NRW gewann leider zeitgleich auch, so dass wir immer noch zwei MP weniger hatten.
Währenddessen hatte sich Schleswig-Holstein wieder von der Niederlage zurückgekämpft, so dass wir uns mit ihnen den 2. Platz nach MP hinter NRW teilten.
In der vorletzten Runde bekamen wir es dann mit den zweitgesetzten Hessen zu tun. Als erstes beendete Artem seine Partie, dessen Gegner seine Theorie sehr genau kannte und Artem keine Chance auf Vorteil ließ. Als nächstes war Benedikt fertig. Er lief leider in eine Variante, die sein Gegner sehr genau kannte und bekam eine schwierige Stellung nach der Eröffnung und konnte dem Angriff nicht standhalten. Elias erzielte umgehend den Ausgleich. Energisch beäugte er die schwachen schwarzen Felder seines Gegners und konnte so eine Qualität gewinnen und ließ sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen und verwertete souverän. Die restlichen Partien dauerten mal wieder alle länger als vier Stunden. Siri hatte eine sehr geschlossene Stellung, in der beide vermutlich keine Fortschritte erzielen konnten: Remis. Marco spielte eine super Partie und ergriff mit Weiß die Initiative und münzte diese in ein gutes Endspiel um, dass er gekonnt nach Hause fuhr. Jana startete gut in ihre Partie und ließ in der Eröffnung leider eine starke
Möglichkeit aus. Im späteren Verlauf ging dann leider ein Bauer flöten und sie konnte die Partie nicht mehr retten. Julia opferte etwas zu enthusiastisch zwei Bauern, die ihr dann im Endspiel fehlten. Die Gegnerin machte dann einen Fehler und erlaubte Julia in ein Turmendspiel mit 1 vs. 2 auf einem Flügel zu vereinfachen, wo Julia dann das Remis nicht mehr aus der Hand gab. Am längsten spielte Tobi. Sein Gegner kam gut vorbereitet, doch Tobi konnte mit genauem Spiel sehr viel abtauschen, sodass auch hier ein Turmendspiel mit 1 vs. 2 entstand. Tobi ließ nix mehr anbrennen. Mit diesem 4-4 festigten wir uns damit unseren 2. Platz. NRW gewann zeitgleich gegen Schleswig-Holstein. Somit konnten wir NRW nicht mehr einholen. Gratulation zum 1. Platz! Zum 3. Platz hatten wir einen MP Vorsprung und die bessere Zweitwertung, sodass wir die Silbermedaille in der eigenen Hand hatten. Bei einem Sieg wären wir sicher uneinholbar und ein 4-4 würde uns vermutlich auch reichen, aber die Trainer wollten dieses Szenario bei der komplizierten Berechnung der Zweitwertung lieber vermeiden.
Da unsere Köpfe schon genügend Schach abbekommen hatten, bereiteten wir uns nur kurz vor und ließen den Tag bei Kartenspielen ausklingen.
Mit dem zweiten Platz in Sichtweite gingen wir dementsprechend motiviert in die letzte Runde. Benedikts FM Titel schüchterte seinen Gegner wohl etwas ein, so dass dieser eine für sich neue Eröffnung spielte und Benedikt schnell die Initiative an sich reißen konnte. Bevor Benedikts Gegner King of the Hill reklamieren konnte, erlegte Benedikt den weißen König auf e3 (!) . Mit diesem Sieg beendete Benedikt das Turnier mit fantastischen 6/7!!! Saustarke Leistung! Als nächstes zeigte Julia ihrer Gegnerin auf, dass ihr Eröffnungskonzept zweifelhaft war und ergriff schnell die Initiative. Ihre Gegnerin versuchte mit einem Figurenopfer Verwirrung zu stiften, aber Julia ließ sich nicht beirren, behielt einen kühlen Kopf und wickelte in ein Endspiel mit Mehrfigur ab, was sie stark zu Ende führte. Als nächstes beendete Constantin seine Partie. Durch ein paar Bauerntäusche erhielt er eine Mehrheit im Zentrum, die er kraftvoll nach vorne schob und seinem Gegner keine Chance ließ. Marco konnte einen Springer im Herz der gegnerischen Stellung installieren und verstärkte seine Stellung Stück um Stück. Irgendwann wurde der Druck dann zu viel für seine Gegnerin und sie brach zusammen. Als nächstes beendete Siri ihre Partie. Sie neutralisierte den Anzugsvorteil souverän und nahm dann die Möglichkeit Züge zu wiederholen und damit den
Mannschaftsieg zu sichern an. Damit blieb Siri das ganze Turnier ungeschlagen und erzielte starke 5/7 Punkte! Tolle Leistung Jetzt war uns der zweite Platz nicht mehr zu nehmen! Dies hielt uns aber nicht davon ab weiter auf Gewinn zu spielen! Jana bekam aus der Eröffnung eine angenehme Stellung, die sie Stück für Stück verbesserte, während Schwarz nur zusehen konnte. Nachdem alle Figuren perfekt standen, fand sie dann einen sehr schönen Durchbruch und beendete die Partie in Style! Artem hatte immer etwas Druck mit Weiß, aber sein Gegner verteidigte sich zäh und fand eine sehr starke Sequenz, um die Partie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, so dass sich beide auf ein Remis einigten. Tobi lief in eine tiefe Vorbereitung mitsamt Figurenopfer. Um seine Figuren rauszubringen, musste er ein paar Bauern geben, so dass Weiß auf einmal 4 Bauern für die Figur hatte. Der Gegner fand dann aber keine Alternative gegen Tobis zähe Verteidigung Fortschritte zu erzielen und fing an Tobis Läufer zu verfolgen. Ihm blieb dann aber immer noch ein Feld, sodass auch diese Partie Remis endete zum 6,5-1,5 Endstand. Damit kam Tobi auch auf sehr starke 5/7 und blieb genauso ungeschlagen! Auch hier eine tolle Leistung!
Gratulation an NRW und an Schleswig-Holstein zu den weiteren Podestplätzen! Nächstes Jahr greifen wir wieder den 1. Platz an! Dann auch hoffentlich wieder mit dem normalen Zeitplan. Dieses Jahr war die DLM ausnahmsweise ein Tag kürzer, was dazu führte, dass es nur Doppelrunden gab. Die Folge war, dass alle müde waren und wir außer dem Bahnhof nicht viel von Wiesbaden sahen.
Insgesamt war es ein sehr schönes Turnier und wir hatten alle sehr viel Spaß!
Die DB sorgte dann noch für ein tolles Ringmotiv: Unser Zug fiel mal wieder aus. Zum Glück waren wir früh genug am Bahnhof und konnten einen früheren Zug nehmen und damit früher als gedacht ankommen. Die DB ist manchmal verrückt!
Und hier noch ein Siegerbild von unserem Team:
Bildquellen: DSJ, BSJ