Was bleibt in Erinnerung von den Deutschen Jugend Meisterschaften 2022?
Titelbild von der Siegerehrung, fotografiert von Constanze Stichter
Zum Abschluss der diesjährigen DJEM habe ich bayerische Spielerinnen und Spieler, sowie Trainerinnen und Trainer und Begleitpersonen nach ihren Erlebnissen in Willingen gefragt. Es sind ein paar Anekdoten, Zitate und ganze Berichte zusammengekommen. Vielen Dank dafür! Aber lest selbst:
Schöne Grüße vom Tegernsee von Cosima, Valentin und Duyen:
Valentin und Cosima Wagner bei der Eröffnungsfeier, fotografiert von Duyen Tran
Mit ihrem Einstieg in den Leistungssport im Vorjahr setzte Cosima Thien-An als Bayerische Meisterin U10w die Siegesserie auf ihrer ersten deutschen Einzelmeisterschaft direkt mit der Silbermedaille fort. Dank der souveränen Siege wurde sie zur diesjährigen Eröffnung der DEM 2022 als Fahnenträgerin auserwählt und durfte Bayern repräsentieren. Mit großem Stolz erfüllte sie diese Aufgabe und trug unsere weiß-blaue-Fahne schwenkend den Gang entlang bis zur Bühne hinauf. Begleitet wurde sie von ihrem Bruder Valentin Thien-Phu, der nebenher lief und den gebannten Blicken von links und rechts mit zaghaftem Winken erwiderte. „Wie aufregend!“ berichten beide. Dass Bayern schließlich mit 6 Medaillen, davon sogar 3 Meistertiteln antwortete, prägt die schöne Erinnerung an diese besondere Rolle umso mehr! Natürlich ging Cosima auch selbst mit großem Ehrgeiz in den Wettkampf, denn der steile Erfolg vom Vorjahr schrie nach einer Fortsetzung! Die erste Paarung offenbarte ein Duell mit einer bekannten Gegnerin aus dem Vorjahr – ausgerechnet der einzigen von 11, an die Cosima überhaupt einen Sieg abgeben musste – entsprechend mulmig war ihr. Prompt flossen nach der ersten Runde bereits die Tränen – den Start hat sie sich anders vorgestellt! Bis zur Halbzeit schien sich dann alles stabilisiert zu haben und sie rutschte schnell wieder in die Top 10 auf. Jedoch liefen die Partien bis dahin nicht in der gewohnten Qualität ab. Aufregung, Druck, Verbissenheit, alles durchmischte sich… das ganze Repertoire an Taktiken und Strategien verpuffte. Den Begegnungen im oberen Feld konnte sie nicht Stand halten, bis sich schließlich mit der vorletzten Runde hoffnungslos Resignation breit machte. Das Resümee war schließlich 4/9 und ein tiefer Sturz von Startrang 6 auf 24! Schock und Fragen über Fragen. War die Vorbereitung ungenügend? Fand sie zu wenig Erholung und Schlaf? Hat sie schlecht gegessen? Oder ist der Leistungssport doch nicht der richtige Bereich? „Ich weiß nicht, was los war. Es war so einfach im letzten Jahr. Wahrscheinlich habe ich meine Gegner diesmal unterschätzt!“ so Cosima. Das nennt man sicher eine wertvolle Lektion – dieses Ticket muss wohl jeder einmal in der Hand gehalten haben um seine Fahrt fortsetzen zu können! In diesem Sinne, lasst uns gemeinsam auf weitere spannende Meisterschaften blicken, auf freundschaftliche Begegnungen und wertvolle Erfahrungen. Wir gratulieren unseren bayerischen Freunden zu ihren hart erkämpften und wohl verdienten Erfolgen und bedanken uns bei allen Mitwirkenden, die diese unvergesslichen Momente möglich machen!
Vorbereitung mit Andi
Jennifer Berger, fotografiert von Kristin Wodzinski
Eine kleine Anekdote aus dem Training von Landestrainer Andreas Ciolek mit U10w Spielerin Jennifer Berger:
Jennifer: “An was denkst du während einer Partie?”
Andi: “Keine Ahnung… Was gibt’s zum Abendessen?”
Tipps aus der U8
Lenn Valentin Giegerich, fotografiert von Kristin Wodzinski
Lenn Valentin Giegerich während des Turniers: “Ich hab der Gegnerin dann mal gesagt, dass sie langsamer spielen soll. Dann macht man nicht so viele Fehler.”
Trainersichtweise – Zarko Vuckovic (SF Augsburg)
Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit “meinem Team” gewesen, sie haben alle gut gespielt und der, der am wenigsten eingestellt hat, ist auch (wie ich meinen möchte) verdient Deutscher Meister geworden.
Constantin:
Hat mit 5,5/6 ordentlich vorgelegt. Dies hatte er nicht nur seinem guten Spiel, sondern auch der guten Zusammenarbeit mit Günther Wachinger zu verdanken. An den wenigen Stellen an denen er noch (eröffnungsmäßig) Fragen hatte, war ich gern für ihn da.
Eine Partie war sehr beispielhaft für diese Kooperation, in der Günther des Gegners Repertoire zerpflückte und Constantin ihn gnadenlos überfuhr (man darf gern raten, welche ich meine). Im Anschluss holte er noch drei Remis, in denen er jeweils gute Möglichkeiten hatte, noch einen vollen Punkt zu holen. Dass diese nicht ganz ausgenutzt wurden, liegt wahrscheinlich daran, dass er sich nach 5,5/6 bewusst war, dass er Deutscher Meister werden könnte. Das Ergebnis hätte noch ein wenig schmeichelhafter ausfallen können, wobei man sich wahrscheinlich auch nicht darüber beschweren kann, wenn man Deutscher Meister ist.
Emily:
Verlor gleich die erste Runde gegen eine nominell stärkere Gegnerin, wobei es mich sehr stolz gemacht hat, dass sie eine Stellung auf Sieg gespielt hat, in der so manch andere(r) bereits ins Remis eingewilligt hätte. Ergebnistechnisch war es ein Auf und Ab, jedoch wurde jede Partie ausgekämpft.
Siri:
War bis zur vierten Runde vorne mit dabei, hatte 3,5/4 und war, spätestens zu diesem Zeitpunkt, meine Titelfavoritin in der U16w, nicht nur aufgrund des Ergebnisses, die Partien waren auch sehr beeindruckend.
Die ersten beiden Runden gewann sie mit Leichtigkeit, was durchaus passieren kann. In den darauf folgenden Partien zeigte sie aber auch, dass sie kämpfen kann, wenn die Gegner sich wehren. In zwei Endspielen mit Spiel auf jeweils zwei Ergebnisse holte sie jeweils das Optimum. In der nächsten Doppelrunde wirkte sie wie ausgewechselt und schenkte 2 Punkte her.
Dennoch hatte sie in der letzten Runde die Möglichkeit mit einem Sieg sich weit nach vorne zu katapultieren, dort unterlag sie leider gegen die neue Deutsche Meisterin U16w.
Vincent:
(Der übrigens in einem sehr guten Verein spielt) war schachlich sehr wild drauf. Jede Partie glich einer Schlacht von denen er leider nur 5 für sich gewinnen konnte. Das “leider” sage ich nicht nur, weil ich Vincent bei uns im Verein trainiere. Bei allen meinen Schützlingen wäre mehr drin gewesen nur waren seine Niederlagen im Verhältnis zu seinen Siegen “putzig”. Seine Niederlagen waren wie bei (fast) allen durch Einsteller zu erklären, während seine Siege nach tornadomäßiger Vernichtung aussahen.
Insgesamt war es eine sehr schöne Meisterschaft und ich würde mich freuen nächstes Jahr wieder “mein Team” betreuen zu dürfen.
Nachrücker Quirin Fischer
Fotocollage von Stephan Bernauer, mittiges Bild: Quirin Fischer mit Hans Brugger
Samstag, erster Tag des Familienurlaubs, 10:59 Uhr bei einer Wanderung auf den Teisenberg in den Chiemgauer Alpen waren wir plötzlich mit zwei unbekannten Telefonnummern auf’m Mobilfon konfrontiert. Kurz darauf 2 WhatsApp Nachrichten.
U: Bitte um Rückruf.
E: Ruf mich an!
Ulrike Pfadenhauer und Edin Pezerovic suchen einen U10 Nachrücker für die DEM.
Mama & Papa: Willingen? 700Km? An einem halben Tag? Sinnfreie Maskenpflicht? Lieber nächstes Jahr mit Vorbereitung.
Quirin: Wenn ich nicht mal zur Deutschen darf, spiele ich gar nicht mehr Schach.
Also runter vom Berg, umpacken, nach Traunstein zum Bahnhof. Voraussichtliche Ankunft in Willingen 21:32 Uhr. Genug Zeit also mit Papa den Drachen nochmal durchzugehen. Reichen 20 Minuten Aufenthalt in Kassel für den benötigten Coronatest? Gerade noch. Im Hotel hat uns Hans Brugger sein halbes Doppelbett überlassen – aber erst nachdem Quirin ein paar Knobelaufgaben gelöst hat. Sportlich lief es in der ersten Turnierhälfte überrragend: Ein dritter Platz beim Tischtennisturnier, ein Punkt im Dabei-Cup und beim Turnier selbst war sogar ein einstelliger Tabellenplatz möglich. Am Mittwoch musste der Papa die Rückreise antreten und Hans übernahm für den Rest der Woche nicht nur die sportliche Betreuung.
Kleine Anekdote: Ein Gegner vom Quirin „vergisst“ mit dem König das Einzugsfeld vor der Umwandlung zu decken. Quirin schlägt die Dame und reklamiert beim Schiedsrichter Remis. Als dieser zum Tisch kommt, meint der Gegner, er habe den Bauern nur versehentlich berührt und die Dame versehentlich umgewandelt.
Liebe Ulrike, lieber Hans, vielen Dank für die unzähligen Eindrücke und Erfahrungen.
Aus dem Leben einer Delegationsleiterin…
Ulrike Pfadenhauer mit Lenn Valentin Giegerich, Isabella Artemenko und Mikhail Barsov, fotografiert von Hans Brugger