Jugend EM in Budva

Berichte von Arthur Giss für die ersten beiden Runden:

Ko rano rani, dve sreće grabi — wer früh dran ist, hat mehr vom Tag.
Mit diesem kleinen montenegrinischen Sprichwort als Wegweiser starten wir, denn am Anreisetag zur diesjährigen Jugend-EM mussten wir wahrlich früh dran sein, um unseren Flieger zu kriegen. Auf dem Weg vom Flughafen mit toporganisiertem Transfer nach Budva hatten wir Zeit, das Land kurz zu bewundern: Montenegro empfing uns mit rauchig-blauem Meer, steilen Kaps und grünen Hängen – eine großartige Kulisse für eine solche Meisterschaft. Das Hotel ließ mit renovierten Zimmern und gutem Buffet ebenfalls keine Wünsche offen.Insgesamt spielen knapp 1200 Spielerinnen und Spieler aus allen Ecken Europas in einem riesigen Zelt um die Jugend-Schachkrone(n) Europas. Aus Bayern sind wir mit einer beachtlichen Delegation von sieben Spielern vertreten. Bisher wurden zwei Runden gespielt, und es gab schon die ein oder andere Überraschung des Turniers. Leider werden nur die vorderen Bretter einer Altersklasse übertragen. Aus diesem Grund lässt sich nicht ausführlich über die Partien berichten.

Hier sind unsere Youngstars aus Bayern – durch einen Klick auf die Namen gelangt ihr direkt zur Übersichtsseite der Spieler mit den Paarungen aller Runden:

Bei den Kleinsten in der U8 gehen zwei bayerische Spieler ans Brett.
Yining Liu verlor die erste Runde überraschend als an 8 Gesetzter nach langem, hartem Kampf gegen Bruno Strozyk aus Polen, woran man sieht, dass es bei der EM keine schlechten Gegner gibt. In der zweiten Runde konnte er aber einen schnellen Sieg gegen den Einheimischen Jakov Djurdjic einfahren.

Casper Qiu war unser zweiter Mann in der U8. In der ersten Runde musste er sich Bruno Ljaljic aus Kroatien geschlagen geben, konnte aber in der zweiten Runde seine Partie gegen Antonios Picolos gewinnen.

Bei den Mädchen in der U8w spielte Schnellschach-Europameisterin Sofi Lytvynenko für Bayern. In der ersten Runde konnte sie das deutsche Derby gegen Marianna Maya Caber für sich entscheiden. In Runde zwei musste sie sich Bilge Arslan aus der Türkei geschlagen geben.

In der U10w vertrat Annika Giss uns Weiß-Blauen. Sie konnte trotz holprigen Starts einen vollen Punkt gegen Constança Fonseca aus Portugal nach Hause bringen. Danach folgte eine Überraschung, als sie nach einer starken Angriffspartie die 200 Punkte stärkere Schweizerin Sahasra Aragonda bezwang.

Ivan Lytvynenko trat in der U14 bisher gegen deutlich stärkere Gegner an und musste bislang Lehrgeld zahlen.

Noch stärkere Gegner erwarteten FM Alberto Atoyan in der U16. Er gab in der ersten Runde ein Remis gegen Barnabás Seres aus Ungarn ab. Daraufhin konnte er aber in der zweiten Runde einen vollen Zähler gegen Vadim Novac aus Moldawien einfahren.

Beim ersten Bericht wurde Mikhail Barsov leider vergessen und ist inzwischen ergänzt.

Wie schnell doch die Zeit vergeht – mittlerweile sind bereits mehr als die Hälfte der Runden gespielt, und die bayerische Delegation schlägt sich wacker.
Besonders erfreulich läuft es für Alberto, der ein starkes Turnier spielt. In Runde 4 gelang ihm mit Schwarz in einer Caro-Kann-Partie ein beeindruckender Sieg gegen den topgesetzten IM Pawel Sowinski aus Polen. Nach einem soliden Remis in Runde 5 steht Alberto nun bei starken vier Punkten aus fünf Partien.
Bei den U8-Buben konnte Yining zwei weitere Partien gewinnen. In Runde 5 musste er allerdings eine Niederlage hinnehmen und steht nun bei 3 aus 5. Casper zeigt ebenfalls ein starkes Turnier und hat gegen zum Teil deutlich höher gesetzte Gegner bereits drei volle Zähler gesammelt.
In der U8w läuft es für Sofi bislang etwas durchwachsen – sie liegt aktuell bei 1,5 Punkten.
Auch Annika hatte nach ihrem Traumstart in der U10w einige schwere Lose und musste gegen starke Gegnerinnen drei Niederlagen in Folge verkraften. Ihre Zwischenbilanz: 2 Punkte aus 5 Partien.
In der U12 spielt Mikhail ein solides Turnier und steht bei 2,5 Punkten.
Ivan konnte im dichten Feld der U14 bereits einen Punkt verbuchen und sammelte wertvolle Erfahrung gegen sehr starke Konkurrenz.

Abseits der Bretter zeigte sich Montenegro in den letzten Tagen von seiner schönsten Seite: bei traumhaftem Wetter bot das Meer mit rund 18 Grad eine willkommene Abkühlung – und so war zur Entspannung nach den Runden sogar die ein oder andere Schwimmeinheit möglich.

nachfolgend noch der Abschlussteil des Berichts mit Bitte um Veröffentlichung:

Nach 12 anstrengenden, aber auch sehr erfahrungsreichen Tagen ist die bayerische Delegation wieder zurück in der Heimat. Insgesamt hatten sich die meisten wohl mehr Punkte erhofft, doch hier zeigt sich, dass das Niveau bei der Europameisterschaft durchgehend sehr hoch ist.
Yining belegte mit 5,5 Punkten Rang 25. Besonders bitter war die Niederlage in der letzten Partie: Nach einem sehr schön gespielten Angriff mit deutlich weniger Material, zwischenzeitlich sogar mit Gewinnchancen, musste er die Partie in der Zeitnotphase aufgeben. Ein Sieg hätte einen Platz in den Top 10 bedeutet.
Casper holte 4 Punkte und belegte Rang 58.
Sofi landete nach einer guten Phase in der Turniermitte mit 3,5 Punkten auf Rang 43.
Für Annika reichte es nach nur 0,5 Punkten in den letzten sieben Partien insgesamt zu 2,5 Punkten und Platz 87.
Mikhail beendete das Turnier mit 4 Punkten auf Rang 76.
Ivan kam mit 3 Punkten auf Platz 99.
Das beste Ergebnis erzielte Alberto in der U16: Mit konstant starkem Spiel erreichte er 6 Punkte und Rang 13 in einem sehr starken Teilnehmerfeld.
Neben dem Schach, bei dem unsere Spieler natürlich viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, bleiben zahlreiche andere Erinnerungen an ein besonderes Turnier in einem Land voller Gegensätze.
Montenegro beeindruckt mit wunderschönen Landschaften. Die Touristenstraßen sind mit einheimischen Steinen gepflastert, was Budva einen antiken Charme verleiht. Das Wetter war während des Turniers herrlich, sodass wir an vielen Tagen sogar baden konnten. Abseits der Touristengebiete ist man jedoch schockiert über die stark vermüllten Orte.
Auch der technische Stand überrascht: Der kleinste Datentarif umfasst 500 GB für zwei Wochen zu einem sehr günstigen Preis. Bezahlt wird fast überall bargeldlos – wer mit Bargeld zahlt, erntet eher verwunderte Blicke. Die Leute fahren E-Roller statt Fahrrad. Andererseits sieht man auf den Straßen fast nur sehr alte Autos, oft ohne Partikelfilter oder Katalysatoren.
Montenegro – wir werden die Erinnerung an dich immer im Herzen bewahren!

Anstehende Veranstaltungen